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People Pleasing: Wie NachfolgerInnen Grenzen setzen

In Unternehmerfamilien ist das Phänomen des „People Pleasings“ allgegenwärtig. Kinder, die in solchen Familien aufwachsen, lernen früh, ihre eigenen Bedürfnisse den Anforderungen des Unternehmens zu unterordnen. Doch was bedeutet es, ein „People Pleaser“ in einer Unternehmerfamilie zu sein? In diesem Beitrag erkunden wir die Dynamik dahinter, die Ursachen und Auswirkungen auf die NachfolgerInnen und zeigen Wege auf, wie sie aus diesem Muster ausbrechen können, um ihre eigenen Bedürfnisse und Identitäten zu stärken.

People Pleaser in Unternehmerfamilien

People Pleasing in Unternehmerfamilien

Als Mentorin für emotionale Themen in Unternehmerfamilien erlebe ich regelmäßig die Auswirkungen dieses Phänomens auf die persönliche Entwicklung und das Wohlbefinden meiner KlientInnen. In Coachings mit NachfolgerInnen höre ich oft, dass dieses Thema für sie besonders präsent ist und es ihnen schwerfällt, gesunde Grenzen zu setzen, insbesondere in der Zusammenarbeit mit ihren Eltern bei einer familieninternen Nachfolgesituation. Dieses erlernte Verhalten scheint in Unternehmerfamilien oft tief verwurzelt zu sein.

Ein Blick hinter die Kulissen

In der Welt der Unternehmerfamilien ist das Phänomen des „People Pleasings“ ein faszinierendes, wenn auch herausforderndes Thema. Von klein auf lernen Kinder aus solchen Familien, sich den Bedürfnissen des Unternehmens unterzuordnen. Die Firma hat oft Vorrang vor den persönlichen Anliegen der Familienmitglieder. Dieses Verhalten ist nicht nur erlernt, sondern wird im Kontext der Familienunternehmen geradezu kultiviert.

People Pleaser in Unternehmerfamilien

Was ist ein People Pleaser?

„People Pleasing“, oder „Menschen gefallen wollen“, beschreibt das Verhalten von Personen, die kontinuierlich versuchen, anderen zu gefallen und deren Zufriedenheit über ihre eigenen Bedürfnisse stellen. Dabei passen sie ihr Denken, Verhalten und sogar ihre Gefühle an, um den Erwartungen anderer gerecht zu werden.

Das kann dazu führen, dass sie ihre eigenen Bedürfnisse vernachlässigen und ihre Emotionen verbergen, um Konflikte zu vermeiden. Obwohl es belastend sein kann, gibt es keine spezifische psychologische Diagnose für dieses Verhaltensmuster.

Die Dynamiken des People Pleasing

Was steckt hinter diesem Verhalten? Für viele „People Pleaser“ geht es nicht nur um Altruismus oder Höflichkeit, sondern vielmehr um die Angst, von anderen nicht gemocht oder akzeptiert zu werden, wenn sie nicht nachgeben. Sie haben eine tief sitzende Furcht davor, sich unbeliebt zu machen, wenn sie ihre eigenen Wünsche und Meinungen äußern oder wenn sie Nein sagen müssen.

Ein wichtiger Punkt ist die frühkindliche Prägung: Schon in jungen Jahren lernen wir den Umgang mit Konflikten. Für Unternehmerkinder, deren Eltern oft stark in das Familienunternehmen eingebunden sind, kann die eigene Identitätsfindung und das Durchsetzen eigener Bedürfnisse eine echte Herausforderung darstellen.

Durchsetzungsstärke wird vorausgesetzt

Im Falle einer familieninternen Nachfolgelösung sind die Erwartungen an die NachfolgerInnen dann oft paradox: Einerseits wird von den JuniorInnen Durchsetzungsstärke und Unabhängigkeit erwartet, andererseits sind sie geprägt von einem tief verankerten Muster, das auf Kompromissbereitschaft und dem Vermeiden von Konflikten basiert. Dieses Dilemma führt nicht selten zu einem Konflikt der Identitäten, wenn die Unternehmerkinder versuchen, sich zwischen den Anforderungen des Unternehmens und ihren eigenen Bedürfnissen zu positionieren.

WEGE ZUR VERÄNDERUNG

Wie können Menschen aus Unternehmerfamilien lernen, aus diesem Muster auszubrechen und ihre eigenen Bedürfnisse stärker zu berücksichtigen? Es beginnt damit, sich selbst als ebenso wichtig zu betrachten wie andere. Ein bewusster Fokus auf die eigenen Bedürfnisse und Grenzen ist entscheidend.

Grenzen setzen kann man lernen

4 Tipps zur Umsetzung

#1 Selbstreflexion
Hören Sie in sich hinein und überlegen Sie, was Sie wirklich wollen und ob Sie die Kapazitäten dafür haben.

#2 Nein sagen ohne Rechtfertigung
Es ist nicht notwendig, sich für ein Nein zu rechtfertigen. Ein klares Nein ist eine vollständige Antwort.

#3 Körperhaltung und Ausdruck
Eine selbstbewusste Körperhaltung kann Ihr Nein unterstützen und Ihre Grenzen verdeutlichen.

#4 Akzeptanz der Reaktionen anderer
Sie haben keinen vollständigen Einfluss darauf, wie andere auf Ihr Nein reagieren. Es ist wichtig, diese Reaktionen zu akzeptieren, auch wenn sie negativ ausfallen.

Authentisch sein

Ein wichtiger Aspekt ist die Realisierung, dass das Ausleben eigener Bedürfnisse und Meinungen nicht zu Ablehnung führen muss, sondern im Gegenteil, anderen ermöglicht, sie authentisch kennenzulernen und zu schätzen. Diese Veränderung kann eine neue Stärke und Identität in einer Welt des „People Pleasings“ in Unternehmerfamilien bedeuten.

Durch Unterstützung, beispielsweise im Rahmen eines Mentorings, können in einem sicheren Umfeld Situationen durchgespielt und neue Lösungswege erarbeitet werden. Dies führt zu mehr Sicherheit und Vertrauen im beruflichen Alltag und in der Zusammenarbeit mit anderen Familienmitgliedern.

Fazit

Das Phänomen des „People Pleasings“ in Unternehmerfamilien ist ein komplexes Thema, das tiefe emotionale und Verhaltens-gesteuerte Wurzeln hat. Die Auseinandersetzung damit erfordert oft eine bewusste Selbstreflexion und die Bereitschaft, eingefahrene Muster zu durchbrechen. Für die NachfolgerInnen in solchen Familienunternehmen ist es eine Reise der Selbstentdeckung und des Erlernens neuer Verhaltensweisen, um eine authentische Balance zwischen den Anforderungen des Unternehmens und den eigenen Bedürfnissen zu finden.

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