Blog | Abgebende Unternehmer:Innen

Die Unternehmerväter – Selbst und ständig

Sie kennen vor allem eins: harte Arbeit und das Tag für Tag. Selbst und ständig. Vielleicht weil der unsichtbare Gast schon seit ihrer eigenen Kindheit mit am Küchentisch sitzt. So erlebten sie selbst häufig einen abwesenden Vater, für den die Arbeit an erster Stelle stand und der mit Familie nur peripher zu tun hatte. Leistung ging meist vor, Schwäche zeigen – schier undenkbar. Diese Blaupause begleitet sie bis heute.

Das Recht des Erstgeborenen

Damals war der Umgangston des unsichtbaren Gastes auch noch rauer und fordernder. Es herrschte die Erstgeborenen-Nachfolgeordnung, die sogenannte Primogenitur. Widerspruch wurde schlichtweg nicht geduldet. Vielleicht auch gar nicht in Frage stellt – schließlich ist es ja auch ein großes Privileg, ein gut laufendes Unternehmen zu übernehmen.
Doch früher wie heute gab es auch damals schon Unternehmerkinder, die lieber einen anderen Weg eingeschlagen hätten, als in den elterlichen Betrieb einzusteigen. Zumal die Vorbereitung auf die Unternehmensnachfolge damals häufig eher einem Sprung ins kalte Wasser glich. Nachfolgebegleitende Beratungs- und Coachingangebote, wie sie heutzutage angeboten und empfohlen werden, waren damals schlichtweg noch nicht vorhanden.
Und dennoch: Heute sagen viele von ihnen, dass es rückblickend ein guter Schritt war, das elterliche Unternehmen fortzuführen und das sie gerne Unternehmer sind.

Der eigenen Chef sein

Unternehmer erleben so viele Herausforderungen und wissen doch, dass jede gemeisterte Aufgabe sie wieder stärker gemacht hat. Deshalb fällt der Abschied am Ende ihrer Reise als Unternehmer auch so schwer. So viel haben sie erlebt, gestaltet, genetzwerkt – und darüber vielleicht vergessen, sich eine eigene Welt neben der Arbeit aufzubauen.

Die Kunst eines erfüllten Lebens ist die Kunst des Lassens:
Zulassen, Weglassen, Loslassen.

Ernst Ferstl

Über das Loslassen

Unternehmer erleben so viele Herausforderungen und wissen doch, dass jede gemeisterte Aufgabe sie wieder stärker gemacht hat. Deshalb fällt der Abschied am Ende ihrer Reise als Unternehmer auch so schwer. So viel haben sie erlebt, gestaltet, genetzwerkt – und darüber vielleicht vergessen, sich eine eigene Welt neben der Arbeit aufzubauen. Was wartet nach dem Ausstieg aus dem Unternehmen?

Viele Kontakte, die in der aktiven Unternehmerzeit Bestand hatten, verschwinden nach und nach. Und oftmals fällt es schwer, über „normale“ Themen mit Nachbarn oder Personen aus dem näheren Umfeld zu sprechen. Zu groß der Unterschied zwischen dem gestalterischen Leben eines Unternehmers und dem eines „normalen“ Rentners.

Übergang ins Rentenalter – Wer sagt es dem Chef?

Gewiss ein Punkt, der den meisten Menschen schwerfällt. Doch ist bei einem Angestellten das Rentenalter irgendwann erreicht, gibt es ein klares Prozedere. Doch wer sagt dem Chef, dass er jetzt in Rente gehen darf bzw. sollte?

Er bestimmt ja selbst darüber, wann er das Unternehmen verlässt – schließlich ist er der Chef. Je nachdem, inwieweit die eigene, innere Auseinandersetzung mit der Nachfolge erfolgt ist, kann dies schneller oder eben manchmal auch sehr viel später erfolgen. Trifft der zweite Fall ein, geht dies nicht selten Hand in Hand mit der Devise „Das war schon immer so, das wird auch immer so bleiben!“ Und dies stellt wiederum die nachfolgende Generation vor großes Problem. Auf der einen Seite steht die großartige Lebensleistung des Vaters, der soviel Zeit und Energie in das Unternehmen gesteckt hat und dadurch etwas Großes geschaffen hat. Auf der anderen Seite steht aber auch die Angst davor, den Schritt in eine zukunftsfähige Unternehmenskultur zu verpassen. An diesem neuralgischen Punkt standen schon viele Unternehmerfamilien.

Eins ist aber festzuhalten: In den Fällen, in denen die Weichen gut für die Zukunft eingestellt wurden – dies gilt für das Unternehmen ebenso wie für die Familie – ging eine intensive Auseinandersetzung mit diesen herausfordernden Fragestellungen voraus. Und dieser Prozess der innerlichen Auseinandersetzung startet im bestmöglichen Fall schon mit rund 55 Jahren. So gibt es eine realistische Chance, dass die einen gut aus dem Unternehmen gehen und die anderen gut ins Unternehmen kommen können.

Vorbild Vorgänger

Harte Arbeit, Fleiß, kaum Freizeit und ihre Stellung als Oberhaupt der Familie und des Unternehmens – all das zeichnet Unternehmerväter aus. Und hinterlassen dadurch so große Fußspuren, vor denen die Nachfolge-Generation großen Respekt und gleichzeitig Angst hat, diesen nicht gerecht werden zu können. Der Unternehmervater kann hier helfen, indem er von seinem Weg der Nachfolge bzw. seinen ersten Gründungsschritten berichtet und somit seinen Kindern signalisiert – Es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen.

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