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Druck lass nach – Warum gerade Unternehmerkinder unter Druck stehen

Druck ist allgegenwärtig – in der Gesellschaft, in Unternehmen, in Familien. Doch in Unternehmerfamilien bekommt er oft eine ganz eigene Qualität: Er ist leise, unausgesprochen, tief verankert – und begleitet viele Unternehmerkinder ein Leben lang. Woher dieser Druck kommt, wie er wirkt und welche Wege es gibt, ihn leichter zu machen – darum geht es in diesem Beitrag. Mehr dazu im Blogbeitrag.

Druck lass nach Podcast im Herzen Unternehmerkind

Wenn das Leben zu schnell wird

Ich komme gerade von einem Fortbildungswochenende zurück. Eigentlich ging es um Embodiment, also darum, wie Körper und Emotion zusammenwirken. Doch was wirklich spürbar war – bei allen Teilnehmenden – war: Druck.
Dann fiel der folgende Satz:

„Ich renne nur noch!“

Dieses Gefühl, dass das Leben zu schnell geworden ist, dass sich das Hamsterrad immer schneller dreht – es scheint gerade überall präsent zu sein. Das scheint gerade das kollektive Empfinden zu sein.

Einer nannte es das „China-Tempo“ – eine Metapher für ein atemloses Umsetzungstempo, bei dem keine Zeit mehr für Bedenken, Pausen oder Reflexion bleibt.

Und genau das sehen wir auch in unseren Unternehmen: Alles soll schneller, effizienter, globaler laufen.

Doch was passiert, wenn dieses Tempo auf Unternehmerfamilien trifft – auf eine Welt, in der Verantwortung, Tradition und Generationenbeziehungen ineinander verwoben sind?

Der unsichtbare Druck in Unternehmerfamilien

In Unternehmerfamilien gibt es einen Gast, der immer mit am Tisch sitzt – das Unternehmen. Auch wenn niemand darüber spricht, ist es da. Bei Geburtstagen, beim Abendessen, im Urlaub.

Dieser „unsichtbare Dritte“ bringt Gewicht mit. Er steht für Verantwortung, für Lebenswerk, für die Zukunft.

Und genau daraus entsteht der besondere Druck, den Unternehmerkinder so oft spüren – meist, ohne dass jemand ihn je ausgesprochen hätte.

Die Frage „Willst du das Unternehmen übernehmen?“ muss nicht laut gestellt werden, um gehört zu werden. Sie hängt in der Luft. Sie versteckt sich in einem Satz wie:

„Mach’s, wie du möchtest – aber schau dir das Unternehmen doch wenigstens mal an.“

Und viele Unternehmerkinder tun genau das: Sie schauen hin, sie fühlen sich verantwortlich, sie wollen niemanden enttäuschen. Doch oft, lange bevor sie überhaupt wissen, was sie selbst wirklich wollen.

Wenn Erwartungen zu innerem Druck werden

Druck entsteht nicht nur von außen.

Viele meiner Klient:innen – Nachfolger:innen, Kinder aus Unternehmerfamilien – erzählen mir, dass der größte Druck aus ihrem Inneren kommt.

  • Weil sie glauben, etwas schuldig zu sein.
  • Weil sie sich verpflichtet fühlen, die Geschichte weiterzuschreiben.
  • Weil sie denken, sie müssten das schaffen, was ihre Eltern aufgebaut haben – und vielleicht sogar besser machen.

Manche versuchen, diesem Druck zu entkommen, indem sie erst einmal weit weglaufen.

Im wahrsten Sinne des Wortes. Ich selbst war nach meinem Studium in Neuseeland – auf der Suche nach Freiheit, aber eigentlich auf der Flucht vor Erwartungen. Und auch in meinen Coachings begegnet mir dieses Muster immer wieder.

Andere reagieren mit Prokrastination, Perfektionismus oder Erschöpfung. Oder der Körper zieht die Notbremse – mit Symptomen, die man zunächst gar nicht mit innerem Druck in Verbindung bringt.

Warum Druck nicht nur schlecht ist

Druck ist nicht per se negativ. Er kann antreiben, motivieren, verändern.

Er kann uns dazu bringen, Dinge umzusetzen, die wir sonst vielleicht ewig verschoben hätten.

„Unter Druck entstehen Diamanten“, heißt es. Und ja – manchmal stimmt das.

Aber eben nur, wenn der Druck nicht über längere Zeit zu groß wird. Dann kippt er.

Dann führt er nicht mehr zu Klarheit, sondern zu Überforderung. Dann verengt sich der Blick, und statt Energie bleibt nur das Gefühl: „Ich weiß gar nicht mehr, für wen ich das alles mache.“

Wege, um Druck leichter zu machen

  1. Der erste Schritt ist fast immer: darüber zu sprechen.
    Oft höre ich im Coaching den Satz: „Ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll.“ Und genau das ist der Anfang. Wenn Druck ausgesprochen wird, verliert er an Macht. Er wird greifbar, besprechbar – und das öffnet Türen.
    Gespräche mit Eltern, mit Partner:innen, mit einer neutralen Person können klären: Was ist wirklich meine Verantwortung – und was gehört eigentlich jemand anderem?
  2. Auch das Bewusstsein für den eigenen Körper hilft:
    Wo sitzt der Druck? Wann wird er stärker? Wann lässt er nach?
    Embodiment-Arbeit, Atemtechniken oder bewusste Pausen können helfen, den Körper wieder als Verbündeten zu erleben – nicht als Gegner.
  3. Und ganz wichtig: Vergleiche dich nicht mit anderen.
    Nicht mit Geschwistern, nicht mit anderen Nachfolger:innen, nicht mit den Vorbildern auf Social Media. Jede Familienkonstellation, jedes Unternehmen, jeder Lebensweg ist einzigartig.

Druck sehen, verstehen, verwandeln

Druck ist real. Aber er ist auch formbar. Er kann uns lehren, Prioritäten zu setzen, Grenzen zu ziehen und Verantwortung bewusster zu leben.

Für Unternehmerkinder bedeutet das oft, zwei Dinge zu lernen:

  1. Druck zu erkennen, bevor er lähmt.
  2. Und den Mut zu haben, über ihn zu sprechen.

Denn erst, wenn das passiert, wird Veränderung möglich.

Dann kann aus Druck wieder Energie entstehen – nicht, weil wir müssen, sondern weil wir wollen.

Druck raus, Klarheit rein

Und vielleicht ist genau jetzt der richtige Moment, um einmal innezuhalten – nicht nur, um den Druck loszulassen, sondern auch, um bewusst zurückzuschauen.

Denn Selbstfürsorge bedeutet auch, dem alten Jahr mit Wertschätzung zu begegnen, bevor das neue beginnt.

  • Was lief gut?
  • Was darf gehen?
  • Und was möchtest Du bewusst mitnehmen ins neue Jahr?

Genau dabei begleite ich Dich in meinem Workshop „Deine mentale Jahresinventur“.

Dich erwarten geführte Reflexionsübungen, ein begleitendes Workbook und Raum für ehrliche Rückschau und Neuausrichtung.

Termine:

  • 3. Januar, 14–17 Uhr, Online via Zoom

Alle Informationen und die Anmeldung findest Du HIER.

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Hat dir der Blogbeitrag gefallen?In meiner aktuellen Podcastfolge von Im Herzen Unternehmerkind spreche ich genau darüber: „Druck lass nach: Wie Unternehmerkinder mit Erwartungen und Verantwortung umgehen lernen.“

Wenn dir die Folge gefallen hat, freue ich mich riesig über dein Feedback!

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Darauf bin ich schon gespannt. Denn jede Unternehmerkind-Geschichte ist einzigartig – und wir alle können voneinander lernen.

Dieser Podcast lebt von seinen Zuhörer:innen, ihren Perspektiven und Erfahrungen.

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