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Vom Familienerbe zu my Niehues: Yvonne Niehues über moderne Nachfolge im Handwerk

Es gibt Nachfolge-Geschichten, die beginnen nicht mit einem lauten Knall, sondern mit einem leisen, vertrauten Hintergrundrauschen. Geschichten, die sich über Generationen hinweg entwickeln, die wachsen, sich verändern und irgendwann in einer neuen Form aufblühen. Die Geschichte von Yvonne Niehues, Malermeisterin und Unternehmerin in der 8. Generation, gehört genau in diese Kategorie.

Im Interview spricht Yvonne über ihre Reise – vom Aufwachsen im Familienbetrieb bis zur alleinigen Geschäftsführerin eines Traditionsunternehmens, das sie mutig transformiert hat. Was mich besonders bewegt: Die Klarheit, mit der sie aus einer jahrhundertealten Struktur etwas Eigenes gemacht hat.

Oder wie sie es heute nennt: my Niehues.

Dieser Blogbeitrag erzählt die Essenz unserer Unterhaltung – und warum Yvonnes Weg ein Beispiel dafür ist, wie echte Nachfolge im 21. Jahrhundert aussehen kann.

Aufwachsen in einem Malerbetrieb

Wenn Yvonne von ihrer Kindheit spricht, schwingt eine Mischung aus Selbstverständlichkeit und Besonderheit mit. Sie erzählt, dass der Betrieb „einfach immer da“ war. Er war kein Fremdkörper, sondern ein unsichtbarer Mitbewohner – immer präsent, immer Teil des Familienlebens.

Während andere Kinder nachmittags über den Schulhof rannten oder im Wohnzimmer spielten, lief Yvonne durch Werkstatt, Büro oder Laden. Kundinnen und Kunden klingelten auch mal am Sonntag – und niemand fand das ungewöhnlich. So ist das Leben, wenn die eigene Adresse gleichzeitig auch Unternehmensstandort ist.

Ein besonders prägendes Detail: Yvonne durfte als Kind nie einfach ans Telefon gehen.

Nicht, weil sie etwas falsch machen könnte, sondern weil es das Firmen-Telefon war – die zentrale Schaltstelle zwischen Betrieb und Außenwelt.

Was manche Kinder überfordernd finden könnten, wurde für Yvonne zur Normalität – und später zur Stärke: Sie lernte früh, dass Privates und Geschäftliches manchmal fließend ineinandergreifen, besonders in Unternehmerfamilien.

Drei Schwestern, drei Wege: Nachfolge ist kein Automatismus

Was Yvonne im Podcast besonders stark betont, ist die Rolle ihrer Schwestern. Sie waren zeitweise ebenfalls als potenzielle Nachfolgerinnen im Gespräch – doch beide entschieden sich bewusst dagegen.

Und das ist ein wichtiger Punkt, der zu oft übersehen wird: Nachfolge ist niemals eine Selbstverständlichkeit.

Ihre Eltern haben das vorbildlich gemacht. Sie sagten zu Yvonne im Teenageralter:

„Du musst gar nichts übernehmen. Du sollst das machen, was du willst.“

Diese Haltung – so simpel sie klingt – ist der Grund, weshalb Yvonnes Weg authentisch und tragfähig ist.

Auch ihre Schwestern fanden ihren eigenen Weg: Eine entschied sich klar gegen das Unternehmerleben, die andere merkte im Prozess, dass ihre Rolle eher im Kolleginnen-Sein liegt, nicht im Chefsein.

Für die Familie stand immer fest: Die Menschen sind wichtiger als die Firma.

Erst danach kam jede unternehmerische Entscheidung.

Nachfolge: Yvonne Niehues im Podcast Im Herzen Unternehmerkind

„Im Reisebüro verkaufst du Emotionen für Urlaubsbilder –
im Handwerk schaffst du etwas, das bleibt.“

Yvonne Niehues

Einmal um die Welt – und doch zurück nach Hause

Bevor Yvonne ins Handwerk zurückfand, ging sie buchstäblich auf Weltreise: Nach der Ausbildung zur Reiseverkehrskauffrau folgte ein halbes Jahr in Südafrika in der Hotellerie und 2 Jahre an Bord der AIDA als Mitarbeiterin an der Rezeption.

Diese Stationen erweiterten ihren Horizont – und zeigten ihr gleichzeitig, dass sie beruflich etwas anderes sucht.

Und so kam es, wie es kommen musste: Als eine Mitarbeiterin im Laden erkrankte, sprang Yvonne ein – eigentlich nur vorübergehend. Doch nach wenigen Tagen spürte sie: Das ist mein Platz. Hier werde ich gebraucht. Hier kann ich gestalten.

Manchmal findet man seinen Weg nicht durch Planung – sondern durch einen unerwarteten Impuls im richtigen Moment.

Meisterin, Unternehmerin, Nachfolgerin – und vor allem: Visionärin

Nach ihrer Rückkehr begann Yvonne die Ausbildung im eigenen Betrieb, später die Meisterschule in Köln.

Doch der entscheidende Punkt ist nicht die fachliche Qualifikation – sondern die Haltung, die sie in den Betrieb mitbrachte.

Sie hatte klare Vorstellungen davon, wie Beratung aussehen sollte, wie ein Team geführt werden kann und wie ein Traditionsbetrieb im Hier und Jetzt ankommen muss.

Yvonne ist pragmatisch, modern, empathisch – und gleichzeitig unglaublich klar.

Ihr Vater, selbst eine Institution im Betrieb, zweifelte zu Beginn daran, ob sie die Mitarbeitenden führen könne.
Heute zählt er zu ihren größten Unterstützern.

Nachfolge bedeutet eben oft auch: Vertrauen braucht Zeit – und Wandel braucht Mut.

Nachfolge bei Niehues: die Transformation einer Marke

Ein besonders kraftvoller Moment in der Folge ist der, in dem Yvonne erzählt, wie der Unternehmensname zu „my Niehues“ wurde. Das ist viel mehr als ein Rebranding. Es ist ein Symbol für den Identitätswandel des Unternehmens.

„my Niehues“ steht für:

  • meine Handschrift
  • meine Verantwortung
  • meine Art, Tradition weiterzudenken
  • meine Beziehung zu Kund:innen und Team

Damit sagt sie: Ich führe nicht nur weiter, was vor mir war. Ich mache es zu meinem.

my Niehues ist somit ein sichtbarer Ausdruck für eine unsichtbare innere Entwicklung – ein wunderbares Beispiel für gelungene Nachfolge-Kommunikation.

Führung im Handwerk: Klarheit, Nähe und Menschlichkeit

Yvonne führt ein Team, das in Teilen seit Jahrzehnten im Betrieb ist. Manche Mitarbeitende kennt sie seit ihrer Kindheit.

Sie sagt: Ich brauche mein Team – und mein Team braucht mich.

Was bei ihr auffällt:

  • Sie führt klar, aber nicht hart.
  • Sie ist menschlich, aber nicht beliebig.
  • Sie vertraut, aber sie setzt auch Grenzen.
  • Sie ist Chefin und gleichzeitig Teil der Gemeinschaft.

Sie erzählt auch, dass ihre Tochter schon selbstverständlich mit auf Baustellen fährt – und dass ihre Mitarbeitenden das lieben.

Viele Nachfolger:innen kämpfen damit, alte und neue Strukturen zu verbinden.

Yvonne gelingt das, indem sie den Kern bewahrt und die Form verändert.

Fazit: Nachfolge ist kein „Weiter so“ – es ist ein „Ich mach’s auf meine Art“

Yvonnes Geschichte ist inspirierend, weil sie zeigt, dass ein jahrhundertealtes Familienunternehmen kein starres Konstrukt sein muss.

Es kann lebendig bleiben, sich verändern, neue Wege gehen – wenn Menschen den Mut haben, es zu ihrem eigenen zu machen.

Für alle, die selbst Unternehmerkinder sind, mitten im Nachfolgeprozess stehen oder sich mit Transformation in Familienunternehmen beschäftigen, ist diese Folge ein eindrucksvolles Beispiel:

Tradition und Innovation schließen sich nicht aus – sie brauchen einander. Und manchmal reicht eine einzelne Entscheidung, um aus einem alten Namen ein neues Versprechen zu machen.

Ein Versprechen wie: my Niehues.

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Darauf bin ich schon gespannt. Denn jede Unternehmerkind-Geschichte ist einzigartig – und wir alle können voneinander lernen.

Dieser Podcast lebt von seinen Zuhörer:innen, ihren Perspektiven und Erfahrungen.

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